43.Germeringer Zwergerlschwimmen: Kulturschock für Ballsportler (Erfahrungen eines Schwimmpapas)
Das Zwergerlschwimmen war der zweite Schwimmwettbewerb für meinen Junior, aber der erste für den Papa. ER hat ihn gut gemeistert- ich brauchte nachher Aufarbeitung des Erlebten.
Lektion Eins: Eine Schwimmhalle ist keine Turnhalle. Neulingen die Atmosphäre beim Zwergerlschwimmen zu beschreiben ist nicht ganz einfach- es fühlt sich beim Betreten der Schwimmhalle an, als würde man aus dem klimatisierten Jeep mitten im Amazonasregenwald aussteigen. Man wird direkt doppelt überfallen: Als erstes trifft einen die Kakophonie aus Geräuschen: Unverständliche Rufe, Platschen, Lachen, Durchsagen und Pfiffe verschmelzen zu einem beachtlichen Lärmpegel. Dann tritt man ein durch die Wand aus feuchter, stickiger Luft…
Lektion Zwei: Bequeme lange Joggingklamotten sind zu warm. Es fließt der Schweiß in Strömen bei allen die NICHT aktiv schwimmen. Die Kids kommen abgekühlt aus den Becken, während die Eltern außen langsam zerfließen (zumindest die Anfänger die keine Funktionskleidung und Shorts tragen…)
Lektion Drei: Ein Schwimmwettkampftag sind ein paar Minuten Schwimmen und laaaanges Warten für Kinder und Eltern. Jana und Vika sind im beachtlichen Dauereinsatz: 12 Kids aufwärmen und einschwimmen, Startsprünge üben, während zehn andere Vereine auch auf die fünf Bahnen drängen. Startreihenfolge überprüfen, die Kinder zur richtigen Zeit an den Start begleiten, aufgeregtem Papa unqualifizierte Zwischenfrage beantworten, coachen, Ausschwimmen koordinieren, mit Kampfrichtern absprechen, überall zur selben Zeit sein und gleichzeitig noch immer ein offenes Ohr und eine freundliche Antwort für die Kinder haben- Respekt und vielen Dank an dieser Stelle für so viel Einsatz!
Lektion Vier: Ein Schwimmwettbewerb ist keine All-you-can-eat-Veranstaltung. Trauben und ein bisschen Obst gingen gut- auf dem Rest der motiviert geschmierten Brote und Kuchen bleibe ich sitzen- das nächste mal gibt es eine Leberkassemmel und eine Banane. Dafür nehme ich mehr Flaschen mit- erstaunlich wie schwierig es ist in einem Schwimmbad einen Wasserhahn zum Nachfüllen zu finden. Der Wasserspender war leider keine Hilfe, weil mehr Wasser neben als in die Flasche rein tröpfelt…
Lektion Fünf: Ordnung im Chaos. War das ewige Warten ein Fehler der Organisation? Erstaunliche Antwort: Nein- eigentlich war ständig Action und die Abläufe erstaunlich problemlos, weil gut organisiert- die Ergebnisse waren schnell digital verfügbar und die Reihenfolge wurde genau eingehalten. Irgendeine große Übersichtstafel auf der man sieht welcher Wettbewerb und Lauf gerade abgehalten wird wäre noch eine tolle Sache, aber vielleicht liegt die mangelnde Übersicht bei mir… Ob die zahlreichen Disqualifikationen bei so einer Kinderveranstaltung sein müssen ist sicher diskutierbar- aber wahrscheinlich lieber bei den Kleinen gleich lernen, als bei den Großen dann auf die Nase fallen…
Lektion Sechs: Siegerehrungen sind toll, aber nicht alles. Auch wenn sich all die kleinen Haifische vom SVA reingehängt haben und sich im Vergleich zu den letzten Wettkämpfen individuell toll verbessern konnten, reichte es nicht immer für die Podestplätze, die vor dem Whirlpool verteilt wurden. Trotzdem einen herzlichen Glückwunsch an alle die sich gestern steigern konnten! Aber einige der kleinen Athleten haben es in ihren Jahrgängen doch weit nach vorne geschafft und durften strahlend ihre Medaillen in Empfang nehmen!
Abschließend denke ich, dass die vielen strahlenden Gesichter der Kids, die tollen Ergebnisse und die Erfahrungen von Aufregung, Anspannung und Leistung die Stunden im Amazonasregenwald wert waren. Wer da gestern rausging, der erzählt noch länger davon… und weiß die Ruhe und Kühle eines Parkplatzes an einem Germeringer Samstag ganz neu zu würdigen.
Text & Fotos: Florian Sauer / SV Augsburg 1911 e.V.