der Schwimmverein Augsburg
Der Schwimmverein Augsburg zählt mit seiner über 100 jährigen Vereinsgeschichte zu den ältesten und traditionsreichsten Schwimmvereinen in Schwaben.
Gründerversammlung am 6. April 1911
Nicht persönlicher Ehrgeiz, sondern jugendliche Begeisterung für eine möglichst unbehinderte und intensive Ausübung und Verbreitung des schönen und gesunden Schwimmsportes in einem selbständigen Schwimmverein, veranlassten im Jahre 1911 einige Mitglieder der damals neben dem Damen-Schwimm-Verein Augsburg bestehenden Schwimmerriege des TVA 1847 den Schwimmverein Augsburg zu gründen.
Am 6. April 1911 fand im Hotel Eisenhut die Gründungsversammlung statt. Zu dem Stamm von 22 Gründungsmitgliedern, kamen bis zum 31. Dezember 1911 noch weitere 178 Mitglieder. Am 20. 9. 1913 wurde in einer Monatsversammlung mit 17 : 5 Stimmen die Gründung einer Damenabteilung beschlossen.
Gründungsmitglieder des SVA
Böck Fritz, Böck Matthias, Böck Otto, de Crigins, Dickow, Eber, Ebert, Fäßler, Goßner J., Goßner M., Klopper, König, Nabholz, Preu, Rapp, Till, Völk, Wahl, Weiß
Sportgeschehen während dem 1. und 2. Weltkrieg
Unsere friedliche Arbeit, die in erster Linie dem Wohle des Volkes und der uns anvertrauten Jugend galt, wurde durch finstere Wolken, die sich bereits im 1. Halbjahr 1914 immer stärker am politischen Horizont zusammenballten, überschattet. In den letzten Tagen des Juli 1914 überstürzten sich die Ereignisse und die letzten Hoffnungen, dass der Friede doch noch irgendwie erhalten werden konnte, schwanden. Am 1. August 1914 verkündeten die Tageszeitungen in großen Lettern: „Mobilmachung befohlen; erster Mobilmachungstag ist der 2. August 1914“.
Damit war auch für unser Vereinsleben die weitere Entwicklung vorgezeichnet. Während des Krieges lag das Vereinsleben fast völlig darnieder, weil der Großteil unserer Herrenmitglieder Kriegsdienst leistete. Die Nachwehen des Weltkrieges 1914/1918 gingen auch an der Entwicklung des SVA nicht spurlos vorüber. Wie nach jedem verlorenen Krieg setzte in Deutschland Skepsis, Not und Verarmung ein. Die Sorgen um das tägliche Brot und um Arbeit wuchsen ins Ungeheure. Am 31. Dezember 1918 zählte der SVA nur noch 144 Mitglieder. Dank der Energie der Mitglieder und infolge Erstarkens der Sportmannschaft war am 31. Dezember 1919 bereits der Stand der Vorkriegszeit mit 445 Mitgliedern wieder erreicht. In den Inflationsjahren 1920/1923 ging die Mitgliederzahl in Anbetracht des scheinbaren Wohlstandes ständig und rapid in die Höhe. Sie betrug am 31. Dezember 1920 bereits 825, im Juni 1921 sogar 1150 und erreichte im Jahre 1922/1923, dem Höhepunkt der Inflation, rund 1500 Mitglieder.
Damals war der SVA der größte Schwimmverein in Süddeutschland. Mit der Stabilisierung der deutschen Währung und der Umstellung von Papier- auf Rentenmark erlebte auch der SVA eine Generalreinigung unter seinen Mitgliedern. Die Mitgliederzahl ging auf 300 zurück und erreichte trotz steigender Arbeitslosigkeit und zunehmender wirtschaftlicher Schwierigkeiten im Jahre 1930/31 wieder einen Normalstand von 450.
Zusammenschluss im 2. Weltkrieg
Leider wurde die von uns stets geleistete Aufbauarbeit durch den Ausbruch des 2. Krieges im Jahre 1939 wiederum jäh unterbrochen. Während der Kriegsjahre lichteten sich infolge der Einberufungen die Reihen der männlichen Mitglieder immer mehr und auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter wurden immer seltener. Im Kriegsjahr 1941 wurde auf höheren Wunsch der Augsburger Großverein TSV 1847 Schwaben gegründet, der am 16. Juni 1941 durch das Zusammengehen der drei großen Vereine TVA 1847, SSV Schwaben und SVA aus der Taufe gehoben wurde. Die drei Vorsitzenden dieses neuen Vereines wurden von den drei alten Vereinen gestellt. Unsere finanzielle Selbständigkeit konnte jedoch trotz des Zusammenschlusses gesichert werden.
1947 wieder selbstständig
Nicht leicht gehabt hat es der deutsche Sport nach dem vollkommenen Zusammenbruch im Jahre 1945. Die Gesetze der Alliierten engten ihn ein. Die Hungerjahre bedrängten ihn. Am 17. Dezember 1945 wurde durch Kontrollrats-Direktive Nr. 23 die Wiedergründung der Vereine erlaubt. Es gehörte wahrlich viel Idealismus dazu, in diesen Tagen des Schwarzhandelns, der Trostlosigkeit und des Hungers den Sport wieder aufzunehmen.
Zwei Jahre nach Beendigung des Krieges, am 31. Juli 1947, hatte sich auch der SVA wieder selbständig gemacht. Etwa 50 ehemalige Mitglieder des SVA nahmen damals in Deutschlands schwerster Zeit die Wiedergründung vor. Ihnen allen sei an dieser Stelle für diesen heroischen Entschluss Dank und Anerkennung ausgesprochen. Zwei Kriege, im Jahre 1914 und 1939, stand der SVA durch und überwand auch einen zweimaligen Währungszerfall von ungeahnten Ausmaßen. Tausende von Mitgliedern sind in diesen 50 Jahren, teils kurzer, teils länger, in seinen Reihen gestanden. Und nur gering ist die Zahl derjenigen, die ihm bis heute die Treue gehalten haben.
Die Zeit der Werbeschwimmfeste
Neben der schwimmsportlichen Betätigung auf allen Gebieten hat der SVA auch auf die Ausbildung von Nichtschwimmern und die Werbung für den Schwimmsport auf dem Lande sein besonderes Augenmerk gerichtet. Zu diesem Zweck wurden vor allem in den Jahren 1920 – 1930 jeweils in den Sommermonaten Werbeeschwimmfeste in den kleineren Städten unserer schwäbischen Heimat durchgeführt. Größtenteils wurden unsere Vorführungen, die sich auf allen Gebieten des Schwimmens erstreckten, von den Anwesenden mit großem Interesse und Beifall aufgenommen.
Im Sommer 1919 führte der SVA eine mehrtägige Werbefahrt, damals natürlich noch mit der Bahn, nach Immenstadt, Lindenberg und Lindau durch. Unsere Vorführungen fanden überall stürmische Aufnahme mit dem Erfolg, dass in Lindenberg und Lindau ein Schwimmverein gegründet wurde.
Im Sommer 1920 warben wir für unseren schönen und gesunden Schwimmsport im Öschlesee bei Kempten, in Landsberg a. L. und in Donauwörth, wo ebenfalls ein Verein ins Leben gerufen wurde. Im Jahre 1921 traten wir in Kaufbeuren und bei dem in Donauwörth gegründeten Schwimmverein auf den Plan. Im Sommer 1922 starteten wir mit Erfolg in Lindau und Landsberg a. L., 1923 und 1924 verhinderte die Inflationszeit die Ausführung schöner Pläne.
Von höchster Bedeutung waren die in den Jahren 1924 und 1925 vom Stadtverband für Leibesübungen durchgeführten Werbewochen, brachten sie doch auf Veranlassung des SVA die Einführung des Pflichtschwimmunterrichts in den Augsburger Volks- und später auch Mittelschulen. 1926 wurden wir von Schrobenhausen und Immenstadt wieder eingeladen. Außerdem waren wir als Gäste in Bad Wörishofen und Nördlingen. 1927 weilten wir zur Eröffnung des Gemeindebades in Sonthofen. Vorher hatten wir noch bei den überaus zahlreich erschienenen Kurgästen des Kneipportes Bad Wörishofen große Begeisterung für unsere edle Sache geweckt. Im Sommer 1928 weilten wir nochmals in Bad Wörishofen. Außerdem war der SVA vom Kommerzienrat Zimmermann zu einer Werbeveranstaltung in Thannhausen eingeladen. 1929 wurden wir in Bad Wörishofen wiederum begeistert aufgenommen. Weitere Werbeschwimmfeste fanden im Hinblick auf die zunehmende Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage und der Konzentrierung unserer Geldmittel auf die sportliche Betätigung nicht mehr statt.
Alljährlich „Fritz Preu-Gedächtnisschwimmen“ (findet nicht mehr statt)
In diesem Zusammenhang sei auch das seit Vereinsbestehen alljährlich am 8. August (Friedensfest) traditionell zur Durchführung kommende Ammerseeschwimmmen erwähnt, das zur Erinnerung an unseren verstorbenen Ehrenschwimmwart Fritz Preu schon seit vielen Jahren als „Fritz-Preu-Gedächtnisschwimmen“ durchgeführt wird. Bereits von 10 Jahren an bis ins hohe Alter – unser Langstreckenmatador Alois Gnann gilt mit seinen 67 Jahren als Senior – stürzen sich meistens 50 – 60 Teilnehmer in die Fluten und überqueren unter Begleitung von Sicherungsbooten den Ammersee von Schondorf nach Buch oder umgekehrt. Vereinzelt wird die Strecke (2,1 km) auch hin und zurück geschwommen. Erfreulicherweise gestaltete sich dieser 8. August am Ammersee immer mehr zu einem Familienausflug.
Vielseitiges SportInteresse
Unsere Mitglieder waren schon immer sportlich sehr vielseitig interessiert. SVA Mitglieder haben in früheren Jahren schon einmal eine eigene Faltbootabteilung unterhalten. Sie wurde im Jahre 1923 von unserem Mitglied Gustl Stelzer gegründet. Aus dieser Abteilung ging dann nach einigen Jahren der „Kajakverein Augsburg“ hervor.
Auch Handball wurde als Ergänzungssport gespielt. Die Vereinschronik der Leichtathletikabteilung des Vfl „Teutonia“, früher FC Stadtbach, berichtet darüber folgendes: „Eine enorme Verstärkung bedeutete es aber für unsere Handballabteilung, als am 27. August 1925 neue Mitglieder für den Handballsport gewonnen werden konnten. Es waren dies die Handballer des Schwimm-Vereins-Augsburg, die bisher keinem Verband angehörten und nun durch den Beitritt zu uns eine große Bereicherung darstellten. Prächtige Leute sind darunter: Schuster Max, Schuster Fritz, Vogt Hermann, Hell Josef, Einstoß Isi, Bernauer Fritz, Frl. Rübel Fritzi, Frl. Lini Adam (jetzt Schuster) und weitere.“ Diese Abteilung bildete dann später mit weiteren Angehörigen den Grundstock zur neu gegründeten Handballabteilung des Ballspielclubs Augsburg (BCA).
Auch dem Kegelsport wurde schon seit der Vereinsgründung ständig gehuldigt. Heute noch kommen von den Mitgliedern verschiedene Gruppen regelmäßig zu diesem Zweck zusammen. Für die Vereinsleitung war es immer eine Selbstverständlichkeit, zu dem jeweiligen Augsburger Großstaffellauf auch eine Staffel des SVA zu melden. Dabei wurde in den meisten Fällen der Beweis erbracht, dass gute Schwimmer gleichzeitig auch gute Läufer sind. In der Klasse für „nicht rasensporttreibende Vereine“ konnte die Mannschaft des SVA meistens als Sieger durchs Ziel laufen.
Von der SVA-Damen-Abteilung
Dem SVA, ursprünglich ein Männerschwimmverein, wurde am 20.9.1913 eine Damenabteilung angeschlossen. Über die Entwicklung dieser Abteilung berichtet die Festschrift zum 20jährigen SVA-Bestehen: „Der Aufstieg unserer weiblichen Abteilung setzte erst nach dem Kriege ein. Die Mitgliederzahl wuchs. Immer mehr Nichtschwimmerinnen wurden ausgebildet. Die Mädchenabteilung besuchte die Jugendübungsstunden in großer Anzahl und mit Fleiß und Lerneifer. Die Frauenriegen teilten sich in Sport- und Fortgeschrittenenabteilungen. Sportlich hervorstechend waren unsere Damen eigentlich nie. In unseren Kreisen wurde auch das Sportschwimmen nicht besonders gepflegt. Man betrachtete das Kunstschwimmen und Figurenlegen als eigentliche Domäne der Frau. Erst in den Jahren 1925 – 1928 rafften sich die Damen eigentlich zu sportlichen Erfolgen von nennenswertem Format auf.“
Die Nachkriegszeit
Für die Zeit des allgemeinen Wiederaufbaues fand sich in Erwin Reich ein dynamischer Vorsitzender, der dem Verein wieder die nötigen Impulse gab, um zur alten sportlichen und gesellschaftlichen Bedeutung zurückzufinden. Als er 1952 sein Amt an Fritz Bornemann abgab und diesen künftig als Stellvertreter unterstützte, war eine Führungsmannschaft vorhanden, die für lange Zeit ein erfolgreiches Vereinsleben garantierte. Persönlichkeiten wie Eugen Gropper, Karl Böck, Max Kigle, Herrmann Vogt, Willi Schmidt und, etwas später, Ernst Trauner setzten neben den Vorsitzenden Maßstäbe für ihre jeweiligen Ämter, die heute noch Gültigkeit haben. Fritz Bornemann, ein allseits geschätzter und verehrter, untadeliger Vereinsführer im besten Sinne, leitete den Schwimmverein Augsburg 17 Jahre lang. In seine Ära fiel auch der bisherige schwimmsportliche Höchststand des SVA, der um die Zeit des 50jährigen Jubiläums und einiger Jahre danach erreicht wurde.
Daß diese lange Zeit einer ständigen Aufwärtsentwicklung nicht ewig dauern würde, deutete sich Ende der 60iger Jahre an, in vorübergehenden Polarisierungen der Wasserballer und Schwimmer, wie auch der älteren und der jüngeren Generation. Als dann 1969 Karl Steierer, ein erfolgreicher Wirtschaftsmanager, das Steuer übernahm, taten sich plötzlich wieder hoffnungsvolle Aspekte auf. Die beabsichtigte Fusion aller Augsburger Schwimmvereine und -abteilungen eröffnete die Möglichkeit, dem Schwimmsport in Augsburg eine entscheidende Stellung zu verschaffen, mit allen positiven Folgen hinsichtlich zeitgemäßer Sportstätten und eigener Finanzkraft. Diese Planungen und Zukunftsperspektiven von Karl Steierer konnten oder wollten die Verantwortlichen der anderen örtlichen Schwimmvereine nicht übernehmen und so verstrich diese große Chance ungenutzt.
Als Folge drohte ein Absturz des Schwimmvereins Augsburg in die sportliche und gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit, der nur durch das engagierte Einspringen des vormalig erfolgreichen Schwimmers und Wasserballers Walter Burkhart verhindert werden konnte. Trotz großer beruflicher Beanspruchung hielt er das Vereinsschiff acht Jahre lang, bis 1978, auf Kurs. Die folgende Periode war von einer ständigen Suche nach verantwortungsbewussten Mitarbeitern geprägt, was in der Folge zu unzweckmäßigen Ämterhäufungen und einer immer mehr abnehmenden sportlichen und finanziellen Substanz führte.
Ein neuer Anfang
Bevor es endgültig zu spät schien, konnte eine fast völlig neue Truppe ehemaliger erfolgreicher Schwimmer und Wasserballer des SVA um Gerhard Harsch für die Vorstandsarbeit gewonnen und in einer vorgezogenen Wahl im November 1982 bestätigt werden. Mit Hilfe vieler „SVA-Treuer“ fing die neue Mannschaft gleich an, ihre vorgegebenen Ziele zu verwirklichen, nämlich
- Konsolidierung der Finanzen
- Besinnung auf erhaltenswerte Traditionen des SVA
- Aktivierung der Mitglieder auf sportlichem und gesellschaftlicheem Gebiet
- Erhaltung des Leistungsstandes im Wasserball
- Neuaufbau einer Schwimm-Mannschaft
- Förderung des Breitensports
Die Vorstände des SVA seit der Vereinsgründung
1911 - 1919 | Emil Dickow | 1969 - 1970 | Karl Steierer |
1919 - 1922 | Theodor Groh | 1970 - 1978 | Walter Burkhart |
1922 - 1937 | Wilhelm Sedlmeyr | 1978 - 1982 | Klaus Missel |
1937 - 1945 | Karl Böck | 1982 - 1990 | Gerhard Harsch |
1947 - 1948 | Willy Schmidt | 1990 - 2006 | Manfred Kraus |
1948 - 1952 | Erwin Reich | 2006 - 2016 | Herloff Koloseike |
1952 - 1969 | Fritz Bornemann | seit 2016 | Taylan Toprak |